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Ausgabe August vom 09.08.2017

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Im August …

... gibt es nun wieder eine Ausgabe unseres Newsletters mit Neuigkeiten von und mit der Rosa Strippe.

Wir schauen zurück auf zwei bedeutungsvolle Entscheidungen des Bundestages und seiner Abgeordneten: Für viele schwule Männer geht endlich die Zeit der Verfolgung durch den §175 StGB zu Ende, auch wenn dieser schon - oder besser: erst 1994 - gestrichen wurde. Der §175 war Unrecht, und ein Gesetz regelt nun die Aufhebung der Urteile, sowie Rehabilitierung und Entschädigung.

Ein weiteres Gesetz regelt, dass auch gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe schließen können - mit dem 30.09.2017 wird nach 16 Jahren das Rechtsinstitut der Eingetragenen Lebenspartnerschaft zur Geschichte gehören.

Damit ist der Bürger_innenrechtsbewegung als ein Teil der Lesben- und Schwulenbewegung ein wichtiger Erfolg gelungen. Die Ungleichbehandlung hat - zumindest in weiten Teilen - ein Ende. Der Prozess der Normalisierung schreitet weiter voran. Fehlt uns was? Zumindest Regenbogenfamilien fehlt immer noch, dass ein Kind, das in eine gleichgeschlechtliche Ehe hineingeboren wird, automatisch Kind beider Eltern ist, denn Co-Mütter werden noch immer eine Stiefkindadoption brauchen, um rechtlich Elternteil zu werden.

Der andere Teil der lesbischen und schwulen Emanzipationsbewegung hat homosexuelles Begehren auch als eine Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft und seinem Ideal von Ehe und Familie verstanden. Vor 45 Jahren fand in Münster die erste "Schwulendemo" statt, eine Forderung von damals: "Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht!". Zuvor gründeten Lesben und Schwule in Bochum und Münster die ersten studentischen Gruppen, denen im Herbst 1972 die "Deutsche Aktionsgemeinschaft Homosexualität" folgte. Dies alles noch unter dem Eindruck der Verfolgung während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der Tatsache, dass der §175 bis 1969 in der nationalsozialistischen Fassung galt.

Wer sich emanzipiert, will sich von Abhängigkeiten frei machen, befreit sich von Zwang und Bevormundung - in dieser Hinsicht, gibt es für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen noch eine Menge zu tun. In jedem Beratungsgespräch, in jedem Projekt, von SCHLAU über Schule der Vielfalt bis Senlima arbeiten wir weiter daran.

Sommerliche Grüße aus der Kortumstraße schickt
Markus Chmielorz für das Team der Rosa Strippe

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§175 - Rehabilitierung und Entschädigung

Am 22.07.2017 ist das Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 08.05.1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen (StrRehaHomG) in Kraft getreten: „Das strafrechtliche Verbot einvernehmlicher homosexueller Handlungen (...) ist nach heutigem Verständnis in besonderem Maße grundrechts- und menschenrechtswidrig", heißt es in einer Veröffentlichung des Bundesamtes für Justiz.

Das Gesetz hebt automatisch strafrechtliche Urteile auf, die aufgrund der alten Fassungen der §§175, 175a StGB ergangen sind. Ein Antrag ist nicht erforderlich. Allerdings bleibt hier, anders als zunächst vorgesehen, eine Ungleichbehandlung in Bezug auf die Schutzaltersgrenze. Denn: Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen mit Personen unter 16 Jahren werden, das hatten die Unions-Parteien durchgesetzt, nicht aufgehoben.

Die Aufgabe der Entschädigung hat das Bundesamt für Justiz übernommen, Anträge auf Entschädigung können formlos gestellt werden. Das Bundesamt für Justiz hat ein Formular vorbereitet, das die Bearbeitung erleichtert. Weitere Informationen erhalten Interessierte über unser Beratungstelefon (02 34) 194 46. Eine Hotline zur Entschädigung hat auch BISS, die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren eingerichtet unter (08 00) 175 2017. Fragen beantwortet auch das Bundesamt für Jusitz unter (02 28) 994 10 – 40.

Foto: BISS e.V.

 

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Tschüss Eingetragene Lebenspartnerschaft

... hallo Ehe! Seit 2009 gibt es in unserem Haus eine Außenstelle des Bochumer Standesamtes. Im Raum der Geschichte(n) werden seitdem Ehen und Lebenspartnerschaften geschlossen. Letztere werden ab dem 30.09.2017 selbst Geschichte. Das Eheöffnungsgesetz wird am 01.10.2017 in Kraft treten.

Alle bereits angemeldeten Lebenspartnerschaften werden nach Auskunft des Bochumer Standesamtes bis dahin auch als solche geschlossen. Es wird noch geklärt, ob und wie eine bestehende Anmeldung für eine Lebenspartnerschaft für die Zeit ab dem 01.10. in eine Eheschließung umgewandelt werden muss.

Auch bestehende Eingetragene Lesbenspartnerschaften können in Ehen umgewandelt werden, hierzu hat das Bundesministeriums des Innern erste Hinweise veröffentlicht.

Anmeldungen von Eheschließungen für gleichgeschlechtliche Paare nehmen die Standesämter entgegen, wer eine Ehe bei uns im Haus schließen will, kann sich an das Bochumer Standesamt wenden. Weitere Hinweise finden Interessierte auch im Rechtsratgeber des LSVD e.V.

Foto: Stadt Bochum, Leitmann

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Wir haben eine neue Praktikantin - hier stellt Sie sich vor

"Mein Name ist Annette, ich bin 33 Jahre alt und seit Anfang Juni für ein halbes Jahr Praktikantin bei der Rosa Strippe, wobei mich der Bereich Beratung besonders interessiert. Ich studiere seit zwei Jahren Psychologie an der Fernuni in Hagen, möchte jetzt aber zum kommenden Semester an die Uni Witten/Herdecke wechseln, um mich dort auf den Bereich Therapie zu fokussieren. Gerne möchte ich bei der Rosa Strippe Fachwissen über den Umgang mit LGBT*-Klient*innen erlangen, um dieses in meine spätere Tätigkeit als Therapeutin integrieren zu können. Im Moment lerne ich gerade alle Tätigkeitsbereiche der Rosa Strippe kennen und hospitiere unter anderem bei Beratungen, SCHLAU-Workshops und dem Jugendcafé.

Ich lebe mit meiner Frau, einer französischen Bulldogge und zwei Katzen in Essen und begeistere mich unter anderem für Yoga, Kochen, Filme, Kunst und Literatur."

Herzlich willkommen im Team!

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Kurzmeldungen

Von der Universität Bern haben wir den Hinweis auf eine Studie bekommen, die untersucht, wie Selbstbeschreibungen in verschiedenen Lebensbereichen mit Verhalten in Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen. "Dabei geht es auch um die Frage, wie sich dieser Zusammenhang bei Männern mit gleichgeschlechtlicher Orientierung darstellt", so die Initiatorin der Studie. Die Studie ist anonym, die Teilnahme beansprucht ca. 20 Minuten. Die Studie folgt dabei einem binären Modell von Geschlecht - wir haben angeregt, bei zukünftigen Studien auch Trans*Menschen und sexuelle Identitäten jensseits von homo- und heterosexuell einzubeziehen.

 

In diesem Jahr beginnt die Produktion eines Dokumentarfilms, in dem die Frankfurter Homosexuellenprozesse von 1950-51 filmisch aufgearbeitet werden. Auch sollen Männer, die nach den Prozessen wegen §175 StGB verhaftet und verurteilt wurden, in dem Film zu Wort kommen. "Bitte meldet euch und erzählt eure Geschichte, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Auf Wunsch können wir im fertigen Film eure Gesichter verbergen und eure Stimmen verzerren", so der Filmemacher Van-Tien Hoang. Interessierte können per E-Mail Kontakt aufnehmen.

 

Am 02.08.2017 hat der Künstler Gunter Demnig einen Stolperstein für Heinricht Irsen verlegt. Er liegt am Ort des ehemaligen, noch existierenden Wohnhauses Katternberger Str. 202a auf dem Gehweg vor der Toreinfahrt zwischen Haus Nr. 202 und 200 in Solingen. Es ist in Solingen der erste und bisher einzige Stolperstein zur Erinnerung an einen in der NS-Zeit verfolgten homosexuellen Mann. Gottfried Heinrich Irsen wurde  1942 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen bei Berlin deportiert. Dort wurde er Opfer einer gezielten Mordaktion gegen Homosexuelle im Sommer 1942, bei der allein im Juli und August mindestens 95 namentlich bekannte Männer umgebracht wurden. Heinrich Irsen wurde am 05.07.1942 ermordet. Er wurde nur 37 Jahre alt. Die Patenschaft für den Stolperstein haben Bündnis 90 / Die Grünen Solingen übernommen.

 

Im WIR - Walk in Ruhr - Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin bietet die Rosa Strippe gemeinsam mit der Aidshilfe Bochum donnerstags von 17.00 bis 18.30 Uhr einen Entspannungskurs an. Ein Einsteig ist auch in den laufenden Kurs möglich. Interessierte können sich bei Anja Wolff (Aidshilfe Bochum) unter (02 34) 519 19 anmelden.

 

Am Donnerstag, dem 07.09.2017 um 19.00 Uhr kommt der Comic-Zeichner Ralf König ins Café enJoy nach Bochum für eine Lesung seines aktuellsten Werks "Herbst in der Hose". Dieses handelt vom beinahe größten Tabuthema eines jeden schwulen Mannes – das Älterwerden. Karten sind für 15 € (ermäßigt für 10 €) bei der Aidshilfe Bochum e.V. zu erwerben.

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Montagskino für schwule Männer in der zweiten Lebenshälfte

Am Montag, dem 14.08.2017 startet um 18.30 Uhr ein neues Angebot für schwule Männer in der zweiten Lebenshälfte: das Montagskino.

Den Auftakt macht der Film "Der Kreis" von Stefan Haupt. Er spielt in Zürich, Mitte der 50er-Jahre. "Der Film blickt von der Gegenwart zurück in jene Vergangenheit, in der die 'Mutter' der europäischen Homosexuellenorganisationen ihre Blütezeit erlebt und dann langsam niedergeht. Während die Repressionen gegenüber Schwulen in Zürich immer massiver werden, kämpfen zwei junge, sehr unterschiedliche Männer um ihre Liebe und – zusammen mit ihren Freunden – um die Rechte der Schwulen", heißt es in der Pressankündigung zum Film.

Die Reihe wird in diesem Jahr fortgesetzt jeweils am zweiten Montag im Oktober und Dezember, am 09.10. voraussichtlich mit dem Film "Holding the Man" und am 11.12. mit dem Film "Mit Siebzehn".

Die Filmreihe wird durch das Schwule Netzwerk NRW e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Foto: Salzgeber & Co.

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Termine und Veranstaltungen - eine Auswahl ...

... unseren vollständigen Kalender gibt's auf unserer Homepage, Aktuelles auch bei Facebook. Es sind Sommerferien und manche unserer Angebote machen deshalb eine kleine Pause (und wir wünschen allen ehrenamtlich bei uns Engagierten eine erholsame Zeit), so z. B.

HeimSpiel, - unsere Gruppe für junge Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* macht eine Sommerpause - am Donnerstag, dem 31.08. geht's von 18.00 bis 21.00 Uhr weiter.

Unsere offene Sprechstunde und persönliche Beratung im WIR - Walk in Ruhr, Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin findet im August donnerstags am 10. und 31.08. zwischen 14.00 und 16.00 Uhr statt. Bis 15.00 Uhr sind Beratungsgespräche auch ohne Termin möglich. Ab September wechselt die offene Sprechstunde und wird eine halbe Stunde länger, neue Zeit ist dann dienstags von 14.15 bis 15.45 Uhr.

café freiRAUM. für junge Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* bis 27 Jahren hat wieder - wie an jedem Freitag - am 11.08. von 16.00 bis 22.00 Uhr geöffnet - und macht im August nur eine kleine Pause am 25.08.

Schnittchen & Polemik, unseren politischen Diskurs gibt es wieder am Samstag, dem 12.08. ab 18.00 Uhr.

Ratz und Rübe - Regenbogenfamilie sein und werden - ein Angebot für Lesben und Schwule mit Kindern oder Kinderwunsch macht auch eine Sommerpause und ist wieder da am Sonntag, dem 10.09. von 15.00 bis 18.00 Uhr. (Ein Angebot der Paritätischen Akademie NRW in Kooperation mit der Rosa Strippe e.V.).

Senlima, unser Angebot für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* mit Einwanderungs- oder Fluchtgeschichte findet jeden Dienstag von 18.00 bis 21.00 Uhr statt, das nächste Mal wieder am 15.08.

ALTERnativ-Los! Lebensgestaltung für ältere Lesben trifft sich wieder am Donnerstag, dem 17.08. ab 19.00 Uhr bei uns im Haus. (Ein Angebot der Paritätischen Akademie NRW in Kooperation mit der Rosa Strippe e.V.).

Ruhrpott-Bi lädt am 4. Samstag im Monat, am 26.08. wieder zum Stammtisch für Bisexuelle ab 19.00 Uhr ein.

Und auch am 26.08. findet ab 17.00 Uhr wieder freiRAUM. Herne - Café für junge Lesben, Schwule, Bi und Trans* bis 27 im Spielezentrum Herne in der Jean-Vogel-Str. 17 statt.

Unsere Küchengespräche für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* jeden Alters und jeder Herkunft finden am Montag, dem 28.08. ab 18.30 Uhr statt. Es gibt ein einfaches Abendessen, die Kostenbeteiligung für die Lebensmittel beträgt je nach Aufwand zwischen 1,50 € und 3,50 €.

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